Geschichte

Ein Instrument der Stadt- und Regionalentwicklung schreibt Geschichte

Internationale Bauausstellungen haben sich im Zeitraum eines Jahrhunderts als Instrument deutscher Planungs-und Baukultur international einen beachtlichen Ruf erworben. Im Laufe der Zeit lösten sie sich dabei immer mehr von der ursprünglich stark bautechnischen Orientierung. Heute stehen neben ästhetischen und technologischen auch soziale, wirtschaftliche und ökologische Aspekte sowie die Qualität von Prozessen und von Partizipation im Vordergrund.

Dabei handelt es sich bei einer IBA nicht um eine theoretische Veranstaltung für ein ausgewähltes Publikum. Am Ende des sich über mehrere Jahre erstreckenden Entwicklungsprozesses, stehen immer konkrete Veränderungen für die jeweilige Stadt oder Region und deren Bevölkerung.

 

Internationale Bauausstellungen

Darmstadt Mathildenhöhe, 1901

Vor dem Hintergrund der rasanten Umwälzungen und Probleme in der Industrialisierung entwarf die Künstlerkolonie Mathildenhöhe neue Modelle ganzheitlicher Lebensentwürfe. Unter der Gesamtplanung von Joseph Maria Olbrich zeigt die Ausstellung «Ein Dokument Deutscher Kunst» die Umsetzung des umfassenden Entwurfs: vom Stadtplan über die Häuser bis hin zur Inneneinrichtung und zu den Gegenständen des alltäglichen Bedarfs. Durch temporäre Bauten wird der Weg von der Stadtmitte bis zur Mathildenhöhe
als festliche Promenade gestaltet.

Stuttgart Weissenhofsiedlung, 1927

Nach dem Ersten Weltkrieg leitet die Gründung des Deutschen Werkbunds eine neue Epoche ein. Durch die Vereinigung von Kunst, Industrie und Handwerk soll die Qualität deutscher Produkte und ihr Ansehen im Ausland gehoben werden. Die Stuttgarter Ausstellung «Die Wohnung» von 1927 führte unter Leitung von Ludwig Mies van der Rohe erstmals national und international die vom Deutschen Werkbund geforderten und geförderten neue Formen des Wohnens vor mit Gestaltungsanspruch «vom Sofakissen bis zum Städtebau».

Berlin, Stalinallee, 1952 / Interbau 1957

Zum Neuaufbau des kriegszerstörten Berlins formuliert eine Delegation führender Architekten und Stadtplaner der DDR die «16 Grundsätze des Städtebaues» nach sowjetischem Vorbild. Nach ihnen wird in wenigen Wochen die Mitte Berlins geplant und die Stalinallee im als «Grundstein des Aufbaus des Sozialismus in der Hauptstadt Deutschlands» (W. Ulbricht) gefeiert. Im Westen Berlins findet die in den «16 Grundsätzen des Städtebaues der DDR» kritisierte Stadtlandschaft ihren Ausdruck im Ideal der Stadtplanung durch Flächensanierung. Als Antwort auf die Stalinallee soll mit der «Interbau 57» – nach Abriss und Neubau des stark kriegszerstörten großbürgerlichen Hansaviertels – ein Exempel für «die Stadt von Morgen»
präsentiert werden.

Berlin IBA Neubau / Altbau, 1987

Die IBA 1987 thematisiert die Wiederentdeckung der historischen Innenstadt aus zwei Blickwinkeln: Die IBA Neubau durch die «kritische Rekonstruktion der Stadt» im Dialog zwischen Tradition und Moderne. Dem gegenüber führt die IBA-Altbau die Planung in die neue Epoche der behutsamen Stadterneuerung.
Der Neubau tritt zurück hinter die Sicherung und Modernisierung der Bestände. Sie war der Auslöser von Programmen zur Stadterneuerung und Gesetzesänderungen für Sanierung und Milieuschutz.

IBA Emscher-Park, 1989-1999

Im nördlichen Ruhrgebiet befasst sich die IBA Emscher-Park mit dem Wandel einer alten Industrieregion.
Als Werkstatt für die Erneuerung von Industrieregionen tritt sie mit über 120 Projekten das Ziel an, einer Region von 17 Städten, 70 km Länge und 15 km Breite konzeptionelle und praktische Impulse für den ökologischen, wirtschaftlichen und kulturellen Umbau zu geben. Themen waren die Gestaltung der Kloake Emscher zum Landschaftspark, innovatives Arbeiten um Park, neue Modelle des Wohnens oder die Entdeckung und Inszenierung der Industriekultur.

IBA Fürst-Pückler-Land / See, 2000-2010

Diese IBA, auch IBA See genannt, stellt im Süden des Landes Brandenburg von 2000 – 2010 das Thema «Landschaft» in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Wo früher das Energiezentrum der DDR lag, befindet sich heute die größte Landschaftsbaustelle Europas. Die IBA verleiht dem Strukturwandel in der Lausitz mit über 30 Projekten ökonomische, ökologische und gestalterische Impulse: Industriedenkmäler werden neu genutzt, Stadtumbauprojekte gefördert und die Mondlandschaften des Braunkohleabbaus als grösste künstliche Seenlandschafts Europas touristisch erschlossen.

IBA Stadtumbau, 2002-2010

Die Problematik schrumpfender Städte ist zentrales Thema der Internationalen Bauausstellung Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010. 17 Städte sind mit ihren spezifischen Themen an der IBA beteiligt mit dem Ziel, Innovationen für die Praxis des Umbaus zu erstellen und in den Verwaltungen zu verankern. Dazu wurden modellhafte Projekte der Stadtentwicklung unter den Bedingungen des demografischen Wandels und wirtschaftlicher Transformation erarbeitet.

IBA Hamburg, 2006-2013

Auf den Elbinseln nahe der Innenstadtkonzentrieren sich Konflikte und Chancen der Globalisierung stärker als anderswo: hier treffen Industrie, Stadt, Verkehrswege und Hafen auf Naturschutzgebiete und Wasser. Unter dem Titel: «Entwürfe für die Zukunft der Metropole» sucht die IBA Hamburg nach Antworten für städtebauliche Probleme, städtische Ökonomien und für das soziale und kulturelle Miteinander.
Themen sind:
Kosmopolis – internationale Stadtgesellschaft
Metrozonen – Gestaltung der inneren Stadtränder
Stadt im Klimawandel – Schritte ins postfossile Zeitalter.

 

 

       Weitere Informationen finden Sie hier:

       ibas-im-kurzportrait.pdf

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